Wissensallianzen und Kooperationen für nachhaltige Stadtentwicklung
Workshop-Leitung: Petra Biberhofer & Christian Rammel (RCE Wien)
Workshop-Unterstützung: Elena Zepharovich (RCE Wien)
Ressourceperson: Michael Ambros (Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit)
Die Begrüßung der WorkshopleiterInnen umfasste eine kurze Einführung in das Thema Wissensallianzen und Kooperationen für nachhaltige Stadtentwicklung sowie eine Vorstellung des RCE Wiens dem regionalen Netzwerk zur Bildung für nachhaltige Entwicklung Wien mit Fokus auf Forschung, Bildung und Wissenstransfer zu Fragen regionaler und transregionaler nachhaltiger Entwicklung. Im Fokus standen dabei die Parallelitäten des transdisziplinären Ansatzes vom RCE Wien zum Konzept von Wissensallianzen wie der Anspruch die Diversität von Lebenswelten und wissenschaftlichen sowie nicht-wissenschaftlichen Perzeptionen von Problemen zu betrachten, abstraktes und fallspezifisches Wissen zu verknüpfen sowie Wissen zu entwickeln und Praktiken voranzutreiben die als common good angesehen werden. Wissen umfasst hier nicht nur wissenschaftliches Wissen sondern viele verschiedene Wissensformen die zwischen Wissenschaft und Praxis geteilt werden können. Zentral ist dabei soziale Beziehungen zu verbessern und soziale Probleme bzw. soziale Bedürfnisse anzugehen. Wissensallianzen können dabei als organisatorische Schlüsselinnovation betrachtet werden um transdisziplinäre Ansätze nachhaltig und demokratisch umzusetzen. Beispiele sind nachhaltige Lern- und Forschungspartnerschaften aus Forschern und Praktikern samt ihren Diversitäten in verschiedensten Formen wie z.B. europäische Plattformen, lokale Nachbarschaftsgruppen oder nationale Programminitiativen.
Nach einer Vorstellungsrunde der WorkshopteilnehmerInnen wurde in der ersten interaktiven Session dazu eingeladen anhand von Kleinguppendiskussionen die Frage zu klären „Was sind relevante und notwendige Rahmenbedingungen von Wissensallianzen für nachhaltige Stadtentwicklung?“. Im anschließenden Plenum wurden folgende Begriffe im Zusammenhang mit Rahmenbedingungen gesammelt:
- Die Notwendigkeit für transparente und demokratische Prozesse wurde als eine der relevantesten Bedingungen identifiziert. Machtfragen müssen im Vorfeld geklärt werden genauso wie der Zugang zu Ressourcen, Diensten und Wissen. Die Frage wo Wissen gespeichert wird, respektive Open Access ist dabei wichtig. Wissensproduktion im Sinne von Universitäten als Elfenbeinturm soll aufgelöst werden und Unis als Ort von Wissensverkümmerung entgegenwirkt werden.
- Eine gemeinsame Sprache zu finden und die Notwendigkeit eine breite Masse zu erreichen sozusagen die Sprache des Naschmarkts zu sprechen ist dabei essentiell. Übersetzungsleistungen sind notwendig um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, Kommunikationsmittel sowie verschiedene Kanäle sollen genutzt werden damit sich engagierte Leute finden können. Transmedialität, Foren sowie das Betreten von lokalen Räumen aber auch die Schaffung von neuen und innovativen (Kommunikations)Räumen wurde betont.
- Der Stellenwert von Alltagswissen und das Alltagswissen von StadtbewoherInnen zu nutzen, im Tun Wissen zu sammeln, Bewusstseinsentwicklung für das eigenen Wissen zu kreieren, Methoden zu etablieren die Alltagswissen wieder mehr integrieren vs. bloßen Fokus auf ExpertInnenwissen wurden von den WorkshopteilnehmerInnen als weitere essentielle Rahmenbedingung diskutiert. Dabei ist ein spielerischer Zugang sowie Kontextsensitivität notwendig.
Als Beispiel einer Wissensallianz und Einstieg in die zweite Session wurde das EU-Projekt CASE „Competencies for a sustainable socio-economical development“ vom RCE Wien präsentiert. Das Projekt zielt auf die Förderung innovativer Lehr- und Lernformen sowie einer intensiven Zusammenarbeit und Wissensaustauschs zwischen Universitäten und Unternehmen um eine nachhaltige sozio-ökonomische Entwicklung im Allgemeinen und neue Formen nachhaltigkeitsorientierter Unternehmen im Speziellen zu stärken. Gemeinsam mit 10 Partnern wird in Wien, Göteburg, Bozen, Brno und Vechta in den kommenden 3 Jahren im Rahmen des EU-Projekts gemeinsam im Rahmen einer Wissensallianz ein Masterprogramm entwickelt das sich dem Projektziel widmet.
Das Ziel der zweiten Workshop Session war der Austausch von konkretem Wissen und Knowhow zu Strategien diverser bereits bestehenden Wissensallianzen in Wien. Diskutiert wurden die Fragen: „Was tut sich in Wien im Tätigkeitsfeld/im Bereich der WorkshopteilnehmerInnen? Wo gibt es bereits Wissensallianzen und wie sind diese strukturiert?“.
Die TeilnehmerInnen haben Ihr Wissen zunächst wieder in Kleingruppen ausgetauscht und die Fragen visuell auf Postern erarbeitet. Die Poster wurden im Anschluss von den anderen Gruppen interpretiert und zuletzt sozusagen von der jeweiligen Gruppe aufgelöst und kommentiert.
Wesentliche Aspekte dieser Diskussion waren die Existenz von diversen Kleininitiativen (Food Coops, Gemeinwohlökonomie, Urban Gardening, Tauschkreise, Agenda 21,…) und deren mögliche Vernetzung, Berührungsängste zwischen den verschiedenen Akteuren und wie diese abgebaut werden können, die Frage nach der Rolle der Wirtschaft und des Staates und deren Verantwortung, genauso wie die Rolle der Wissensträger und die Notwendigkeit von Wissensvermittlung in Projekten.
Am Ende des Workshops wurden die Synergien und Gemeinsamkeiten sowie Erfahrungswerte und Schlüsselkonzepte auf Basis der Zusammenfassungen der freiwilligen Beobachterinnen, die sich diesen Aspekten während des gesamten Workshops besonders angenommen haben gemeinsam mit den WorkshopteilnehmerInnen diskutiert.
Dabei wurde deutlich, dass es hilfreich ist, wenn Menschen in mehreren Projekten involviert sind, da auf diese Weise die Möglichkeit besteht Wissen weiterzugegeben. Wissensdokumentation sowie Onlinespeicherung und Archivmöglichkeiten sind für die Weitergabe von Wissen in diesem Sinne zentral jedoch zeitintensiv und bedürfen verschiedener Kanäle um Wissensallianzen zu ermöglichen und längerfristig zu erhalten. Oft werden diese Tätigkeiten auf Basis von Freiwilligkeit gemacht, die Frage wie Wissen erhalten bleiben kann ist dabei zentral. Foren, Wikis und Konferenzen sind dabei sicherlich hilfreiche Tools, die Hilfeleistungen darstellen um Blasen zu vernetzen und Berührungsängste abzubauen. Mediale Vernetzung ist dabei eine Schlüsselkomponente um den Herausforderungen von Sprache entgegenzukommen und Brücken zu bauen. Jedoch ist der informelle Rahmen, die Selbstverantwortung, das Hingehen und Tun bei Initiativen im Sinne der Langlebigkeit von Wissensallianzen genauso wichtig. Die Bedürfnisse und Wünsche der Einzelnen Beteiligten in den Vordergrund zu stellen und das Leitmotiv Beteiligung macht froh und demnach die Freude für die Initiatoren im Rahmen des Konzepts von Wissensallianzen für eine nachhaltige Stadtentwicklung als zentral zu betrachten ist von einer Teilnehmerin auf den Punkt gebracht worden.
Um die Freude und Vernetzung der TeilnehmerInnen auch nach diesem Workshop aufrecht zu erhalten hat das Organisationsteam angeboten mittels eines Verteilers über weitere Austauschmöglichkeiten zu informieren und gemeinsam mit dem RCE Wien mögliche visionäre Projekte zu Wissensallianzen für eine nachhaltige Stadtentwicklung anzugehen.